Wege aus dem Pflegenotstand: Geiselhöringer Pflegedienst als Vorbild

Spitzenkandidatin Eva Bulling-Schröter zu Gast beim Pflegedienst Bachmeier

Die Spitzenkandidatin der bayerischen LINKEN, Eva Bulling-Schröter, hat am vergangenen Mittwoch gemeinsam mit lokalen Vertretern ihrer Partei den Pflegedienst Bachmeier in Geiselhöring besucht. Die Politiker wollten in Erfahrung bringen, wie Inhaber Tobias Bachmeier es schafft,  dem Fachkraftmangel zu trotzen.

Die aus Ingolstadt stammende langjährige Bundestagsabgeordnete und LINKEN-Landessprecherin kam auf Einladung der beiden Straubinger Stimmkreiskandidaten Karl Ringlstetter (Landtag) und Gottfried Beicht (Bezirkstag) nach Geiselhöring. „Als Politikerin“, meint Bulling-Schröter, „ist es wichtig, den Kontakt mit Praktikern vor Ort zu suchen. Die jetzige Situation in der Pflege ist auch das Ergebnis eines jahrzehntelangen Realitätsverlusts der Regierenden.“

Tobias Bachmeier erläuterte seinen Gästen die Unternehmensphilosophie. Im Bereich der Pflege setzt er ausschließlich Fachkräfte ein, die übertariflich entlohnt werden. Zudem bietet er ein umfangreiches Fort- und Weiterbildungsprogramm an und stellt Dienstwägen auch zur privaten Nutzung zur Verfügung „Dadurch bin ich in der glücklichen Lage“, so der Unternehmer, „alle Stellen in der Pflege besetzen zu können und verfüge über eine Warteliste für neue Mitarbeiter.“ Das komme nicht nur dem Unternehmen zugute, sondern auch den Kunden, die von einem überschaubaren Kreis gleicher Pflegekräfte versorgt werden können. Ebenso empfiehlt Bachmeier  seinen Kunden die Abrechnung der Leistungen nach Zeiteinheiten. „Hier wird nicht jede pflegerische Verrichtung einzeln berechnet. Der Kunde bezahlt stattdessen für die Zeit vor Ort. Was in dieser Zeit passiert, bestimmt er alleine.“ Besonders stolz zeigte sich Bachmeier, dass er eine Versorgung so fast immer mit den Leistungen der Pflegeversicherung finanzieren könne. Seine Kunden erhalten in der Regel keine zusätzliche Privatrechnung.

Die naheliegende Frage von Bulling-Schröter, wie der Pflegedienst dieses Angebot finanziere, konnte Bachmeier kurz und bündig beantworten: „Ich verzichte größtenteils auf Profit.“ Abgesehen von der Dienstwagennutzung und einer unterdurchschnittlichen Inhabervergütung verbleiben alle Einnahmen im Unternehmen.  Erwartungsgemäß rannte Bachmeier damit offene Türen ein. Für die LINKEN-Spitzenkandidatin ist die einseitige Fixierung auf einen Kostenwettbewerb im Gesundheitswesen menschenverachtend: „Gesundheit ist keine Ware. Nicht Profite, sondern Qualität müssen im Zentrum der Gesundheitspolitik stehen. Hier fordert DIE LINKE einen grundsätzlichen Kurswechsel.“

Zum Abschluss des Besuchs erhielt Bulling-Schröter eine Hausaufgabe mit auf den Weg. Dringenden Verbesserungsbedarf sieht Bachmeier im Bereich der häuslichen Krankenpflege, also beispielsweise der Verordnung von Spritzen, Verbandswechseln und Hilfen beim An- und Ausziehen der Kompressionsstrümpfe. Zuständig hierfür ist nicht die Pflegekasse, sondern die jeweilige Krankenkasse des Patienten, die die ärztlich verordnete Leistung genehmigen muss. Hier erlebt Bachmeier einen oft zermürbenden Kampf mit einzelnen Kassen, der für ihn nicht nachvollziehbar ist. Bulling-Schröter versprach, hier am Ball zu bleiben. Sie werde das Gespräch mit Verwaltungsräten der Kassen suchen. Die seien schließlich zur Hälfte gewählte Arbeitnehmervertreter.